Schon lange standen umfangreiche, möglichst vorbildnahe Pflasterarbeiten auf meinen beiden Bahnhofmodulen auf der Agenda.

Sie sollten möglich individuell ausgeführt werden und dem individuellen Bogenverlauf der Straße folgen.

Was mich an den üblicherweise dafür verwendeten Plastersteinplatten aus Kunststoff oder Gips am meisten stört, ist:

1. Deren starre Formgebung, mit der individuelle Bogenverläufe nicht möglich sind und:

2. Deren häufig sichtbare Stoßfugen, die bei den Pflastersteinplatten aus Gipsgüssen noch deutlicher zu sehen sind als bei den Kunststoffplatten.

Also griff ich auf ein ähnliches Material zurück, dessen ideale Eigenschaften ich durch den französischen Modellbauer Emmanuel Nouaillier kennengelernt hatte, nämlich Depafit.

Depafit-Platten sind Leichtschaumplatten mit einem elastischen Kernmaterial aus Polystyrol. Die stabile Deckschicht ist aus weissem Karton.

Aber Achtung!
Diese Leichtschaumplatten sind unter verschiedenen Bezeichnungen und Eigenschaften im Handel.

Für mich ist es wichtig, dass der Leichtschaumkern gegen Lösemittel beständig ist, die z.B in Patex oder Revell- und Humbrol-Farben enthalten sind.

Deshalb verwende ich ausschließlich KAPAline®, das ist eine Leichtschaumplatte mit einem hellen Polyurethan-Schaumkern. Es gibt sie in verschiedenen Stärken von 3, 5 und 10 mm.

Zur Herstellung des Straßenpflasters trenne ich die obere Deckschicht stückchenweise vom Schaumkern ab.
Dies ist zwar etwas mühsam aber notwendig um später die Schaumschicht zu bearbeiten.

Vor der weiteren Verarbeitung hab ich die Multiplexplattes meiner Modulkästen mit Schnellschiffgrund gestrichene und nach dem Durchtrocknen des Schnellschliffgrundes mit P 360 Schleifpapier geschliffen und gründlich entstaubt.

Jetzt wird die KAPAline®-Platte mit Hilfe einer Kaschierfolie auf die Modulplatte geklebt.

Ich bevorzuge dabei die 310 mm Breite, aber nur 0,18 mm dünne Kaschierfolie Duplocoll der Firma Lohmann. Sie ist milchig transparent und befindet sich auf einem siliconbehandelten Trägerpapier.

Mit Hilfe einer Gummiwalze klebe ich sie auf die noch vorhandene Papierschicht der zuvor vorbereitete Leichtschaumplatte.

Anschließend wird diese Platte umgedreht und das siliconbehandelte Trägerpapier abgezogen. Nun kann sie unter Zuhilfenahme einer Andrückrolle auf die Holzplatte geklebt werden.

Überstehende Teile werden mit einem Cuttermesser abgeschnitten.

Achtung!
Die Schaumschicht der Oberfläche ist zu diesem Zeitpunkt besonders druckempfindlich.

Später wird diese Eigenschaft durch die Verwendung von lösemittelhaltigen Farben von Revell oder Humbrol sehr stark reduziert.

Nun muss die Straßenführung ohne großen Druck auf die Leichtschaumplatte übertragen werden.

Dafür hatte ich bereits vor dem Aufkleben der Leichtschaumplatte auf der Modulplatte die Straßenführung mit einem Bleistift auf Transparentpapier übertragen.

Anschließend wird das Transparentpapier ungedreht und die Linienführung mit einem Pausrädchen auf einer Gummimatte oder einem alten Stück Teppich mit Schaumrücken durch geradelt.
Durch diese Technik erhält das Transparentpapier nach dem Umdrehen auf der Oberfläche eine raue Perforation.

Durch diese Perforation kann jetzt ohne großen Druck mit Zeichenkohle (Holzkohle) die Linienführung der Straße übertragen werden.

So sieht die Linienführung der Straße nach der Übertragung mit Transparentpapier und Zeichenkohle aus.
Eine evtl. zu starke Kohlelinie kann durch Abpusten leicht entfernt werden.

Nun beginnt der ermüdenste Teil der Arbeit, nämlich das Prägen der Pfastersteinchen.
Ich verwende dazu einen ausrangierten Malpinsel, dem ich vorher sämtliche Haare gezogen habe.
Er wird vor seinem Einsatz noch etwas in Form gebracht, sodass die Prägung nicht zu rund ausfällt.

Ich beginne bei allen Pflasterprägungen zuerst immer mit den Randsteinen und den Gullideckeln, die ich zuvor mit einem passenden Metallstempel in die weiche Oberfläche der Leichtschaumplatte gedrückt habe.

Rechteckige Rosten für den Ablauf des Oberflächenwassers werden ebenfalls mit einem Metallstempel in die Randsteine gedrückt.

Damit die Pflasterung dem individuellen Verlauf der Straße besser folgen kann, habe ich die zu prägenden Bogenbereiche in mehrere kleine Abschnitte eingeteilt.

Zur Darstellung der Kantsteine und andere erhabener Bereiche habe ich eine weitere Leichschaumplatte, die ich jedoch wegen ihrer zu starken Materialdicke zuvor von beiden Papierschichten befreit habe, mit Kaschierfolie auf den Randbereich die vorhandene Pflasterschicht geklebt.

Mit der Rückseite eines Cuttermessers wurden darauf die Kantsteine geprägt.

Nach Fertigstellung aller Pflasterarbeiten habe ich die Oberflächen mit Humbrol und Revell-Farben gestrichen.

Ich sollte besser sagen getränkt, denn man wundert sich, wie saugfähig der Untergrund ist.

Das farbige Absetzen oder Weathering der Oberflächen erfolgt nach dem Durchtrocknen der Farben nach eigenen Vorstellungen.

Kantsteine an unbefestigten Straßenrändern habe ich mit schmalen Streifen aus Leichtschaumplatten hergestellt.

Sie lassen sich hervorragend auf die inzwischen harten Oberflächen der Pflasterung kleben und durch ihre hohe Flexibilität biegen.

Bordsteinabsenkungen können durch die druckempfindliche Eigenschaft der Leichtschaumplatten mit etwas stärkerem Druck in den entsprechenden Bereichen erzeugt werden.

Das Straßenpflaster ist in dieser Phases noch etwas zu dunkel ausgefallen.
Es wird mit später  mit einem Borstenpinsel und helleren Farbtänen überarbeitet.

Hier habe die Pflasterung bereits farblich überarbeitet.

Das ehemalige Abortgebüde mit Waschhaus. Auf dem halbrunden Bürgersteigbereich vor den Waschhaus wird später noch eine alte Eiche mit Gedenkstein platziert.